Die Beamtenkolonie

Eine Vorstandsvilla, errichtet von Bayer-Architekt Heinrich Plange vor dem ersten Weltkrieg

Wohnquartier des technischen Führungskaders

Das Entstehen von der Stadt Leverkusen ist eng mit der Ansiedlung und dem Wachstum der Bayer AG verbunden. Häuser aus der Zeit zwischen 1895 und 1930 prägen das Ambiente der Beamtensiedlung, welche nach den frühen Prinzipen der Gartenstadtbewegung errichtet wurde. In dieser Siedlung lebte der technische Kader der Chemiker und Ingenieure, die man damals Werksbeamte nannte. Die Straßen wurden nach den frühen Firmenchefs der Bayerfamilie benannt.

Wegbeschreibung

Vom Wiesdorfer Bahnhof fahren wir auf der Christian-Hess-Straße durch eine Parkplatzanlage zur Beamtenkolonie. An Anfang stehen die bis 1930 errichteten Häuser, in denen sowohl Einfamilienhäuser, als auch Mehrparteienhäuser miteinander kombiniert sind. Die Häuser sind sachlich und weitgehend schnörkellos gebaut. Wir münden auf die Carl-Rumpf-Straße ein. Am Friedrich-Bayer-Platz stehen großzügige und mit Fachwerk und Stuck verzierte Häuser für das mittlere Management. Links sehen wir in ockerfarbenen Backsteinen die Jungakademikerhäuser. Am Ende der Straße befinden sich die 3 Direktorenvillen am Park. Wir folgen rechts der Carl-Duisberg-Straße bis zu einem kleinen Weg der vor der rechts stehenden Villa mit Putten abbiegt und durch den Park führt. Wir passieren die Ampelanlage und setzen den Weg in der Kaiser-Wilhelm-Allee bis zum Kasino links fort.

Die Beamtenkolonie

Ansicht der ersten Häuser der Beamtensiedlung
Grundriss der ersten Häuser der Beamtensiedlung
Vorstandsvillen von 1913 im parkartigen Gelände von den Architekten Conradi und Plange

In der länglichen Siedlung entlang der Bahnlinie gibt es mehrere Bauabschnitte. Die ältesten Häuser wurden zwischen 1895 und 1905 entlang der Düsseldorfer Straße errichtet worden. Sie sind in den 60er Jahren zugunsten von erweiterungsbauten abgerissen worden. Heute stehen die ältesten im Blockverbund errichteten Ziegelsteinhäuser in der Carl-Rumpf-Straße.

Zwischen Henry-T.-v.-Böttinger-Straße und Otto-Bayer-Platz stehen kunstvoll verzierte, repräsentative Häuser, die bis 1912 errichtet wurden. Alle Häuser haben großzügig bemessene Gärten. Hier wohnten höhere Beamte in aufwendig gestalteten Unterkünften mit bis zu zehn Zimmern. Fachwerk im Giebelbereich, Dachaufbauten sowie Loggien geben den Gebäuden eine besondere Note.

Die in den späten 1920er-Jahren gebauten Häuser der Christian-Heß-Straße wurden sowohl für Einzelfamilien als auch mehrere Parteien errichtet. Im Reihenverbund mit sparsamen Verzierungen an den Wänden und Zäunen spiegeln sie die wirtschaftlich schwierigen Zeiten wider. Sie drücken aber auch aus, dass diese Häuser nicht für die oberen Führungskräfte gebaut wurden.

 
Video: Die Beamtensiedlung

Soziale Mobilität in der Akademikersiedlung

Es kam vor, dass Familien entsprechend dem Aufstieg des Vaters drei bis viermal innerhalb der Siedlung umzogen. In die drei Direktoren-Villen am Anfang der Siedlung schafften es nur wenige. Aber die meisten starteten als Jungakademiker in den ockerfarbenen Ziegelsteinhäuser im Reihenverbund In der Carl-Rumpff-Straße, die bereits 1898 für elf Familien errichtet wurden. In der Wohnbevölkerung hatten sie den Spitznamen „Storchenhäuser“. Die Backsteinhäuser mit vier Zimmern und zwei Mansarden hatten im Durchschnitt eine Wohnfläche von 140 Quadratmetern. Sie waren in der Siedlung die kleinsten Wohneinheiten.

Es kam vor, dass Familien entsprechend dem Aufstieg des Vaters drei bis viermal innerhalb der Siedlung umzogen. In die drei Direktoren-Villen am Anfang der Siedlung schafften es nur wenige. Aber die meisten starteten als Jungakademiker in den ockerfarbenen Ziegelsteinhäuser im Reihenverbund in der Carl-Rumpff-Straße, die bereits 1898 für elf Familien errichtet wurden. In der Wohnbevölkerung hatten sie den Spitznamen „Storchenhäuser“. Die Backsteinhäuser mit vier Zimmern und zwei Mansarden hatten im Durchschnitt eine Wohnfläche von 140 Quadratmetern. Sie waren in der Siedlung die kleinsten Wohneinheiten.

Die ersten Haustypen der Beamtensiedlung an der Kölner Straße. Die Versorgung der Bewohner erfolgte mit Pferdekutschen.

Am Ende der Straße schließen sich drei repräsentativen Villen eingebettet in einen englischen Landschaftspark an. Sie wurden um 1913 für Direktoren von dem Wuppertaler Stararchitekten Carl Conradi und dem Werksarchitekten Heinrich Plange errichtet. Alle Häuser und Anwesen sind auf einen gehobenen Lebensstil mit mehreren Dienstboten zugeschnitten. Im Parterre wurde hier im Herrenzimmer, Salon der Dame und um Speisezimmer repräsentiert. Im ersten Stock wohnte die Familie. Mädchenzimmer, Wirtschaftsräume im Souterrain und Tiefkeller sowie Gärtner- und Chauffeurräume gehörten gleichfalls zu diesen Haushalten.

Die Bayer-Firmenvorstände Henry Theodore Böttinger und Carl Duisberg hatten bewusst die Nähe zum Werk und den Austausch der unterschiedlichen Ebenen des technischen Führungskaders gewählt. Zugleich wollte man zeigen, dass es sich in der Nähe eines modernen Chemiewerkes gut leben lässt. Deshalb spiele die Anlage von Gärten und Grünflächen bei der Konzeption der Siedlung eine große Rolle.

Historische Garage
Putti an der von Plage gestalteten Villa