Musikschule

Das Gebäude der Musikschule heute

Die Musikschule Leverkusen

Das Gebäude, in dem die Musikschule heute untergebracht ist, kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Es war das erste öffentliche Gebäude der um 1900 errichteten Wiesdorfer Neustadt entlang der ehemaligen Düsseldorfer Straße. Zum Ende des ersten Weltkriegs nutzte man die Schule als Lazarett, ab 1918 wurden dann britische Besatzer einquatiert. Als der Schulbetrieb wieder möglich wurde, richtete man im Keller Gewerbeklassen für Hauswirtschaftsunterricht und später Maschineschreiben ein. Mitte der zwanziger Jahre wurde gleichfalls die erste städtische Bibliothek und die Volkshochschule eröffnet.

Die Musikschule als kulturelle Institution wurde zeitgleich mit Leverkusen im Jahr 1930 gegründet.

Musik führt die Bürger zusammen

Das Gebäude wurde ab 1902 als evangelische Grundschule für Knaben genutzt, später erfolgte ein Schulanbau für Mädchen mit separatem Eingang sowie weitere Umgestaltungen. Es ist das erste Gebäude im protestantischen Dreiklang Kirche, Schule und Rathaus in der Wiesdorfer Neustadt entlang der heutigen Friedrich-Ebert-Straße mit Geschäfts und Wohnhäusern die zwischen 1900 und 1930 entstanden. Die Musik war für die vielen Neubürger ein willkommener Anlass sich in die neue Gemeinschaft einzufügen.

Das Gebäude der Musikschule

Das erste Gebäude im protestantischen Dreiklang Kirche, Schule und Rathaus wurde als eine Schule für Jungen (ab 1902) gemeinsam mit einer Schule für Mädchen (ab 1904) mit separaten Eingängen betrieben. Im Mädchenschulbereich hatte von 1927 bis 1942 die Hauptstelle der Stadtbücherei ihr Quartier (1927-1930 Stadtbücherei Wiesdorf, dann Stadtbücherei Leverkusen).

Typischer Schulplatz für Kinder mit Tafel und Griffel

Acht Jahre gingen Kinder und Jugendliche in den zwanziger Jahren zur Schule. Bereits im Alter zwischen 13 und 14 Jahren begannen die meisten zu arbeiten. Schulklassen bestanden damals aus 40 bis 50 Kindern, die mit ihren Schiefertäfelchen ordentlich hintereinander dem Lehrer gegenüber saßen. Unterrichtet wurde Deutsch, Rechnen, Religion und Musik.

Das große Gebäude hatte zahlreiche Fremdnutzungen erlebt. Zum Ende der Kaiserzeit wurden die Räume zum Teil als Lazarett für verwundete Soldaten genutzt. Als die französischen und britischen Besatzer 1918 anrückten, wurde das Schulgebäude Wiesdorfer Massenquartier für die Besatzungssoldaten. Mit der Verkündung der Republik und dem Aufbau von Verwaltungsstrukturen kamen die Schüler und Schülerinnen wieder zum Unterricht zurück. Zusätzlich wurden in den Nachkriegswirren die Kellerräume der Schule für Gewerbeunterricht, sprich Schreibmaschinenkurse und Steno genutzt. Junge Frauen wurden hier in Hauswirtschaft und im Tippen unterrichtet. Erweiterungsbauten wurden für den multifunktionalen Bedarf vorgenommen. So gab es hier auch die ersten Realschulklassen zum Beginn der zwanziger Jahre.

In den Fünfziger Jahren wurde das mittlerweile in die Jahre gekommene Gebäude als Ausweichschule für die kriegsbeschädigte Schule in der Carl-Duisberg-Straße („Gipsteichschule“) benutzt. In den 60er Jahren hatte das Freiherr-vom-Stein Gymnasium hier ein Ausweichquartier, bevor es nach Schlebusch zog. 1986 bezog schließlich die Musikschule nach einem gründlichen Umbau hier ihr Quartier. Die VHS unterhält gleichfalls Unterrichtsräume.

Die Musikschule heute

Mitte der 1980er-Jahre wurde für die akustischen Erfordernisse einer modernen Musikschule das Gebäude kernsaniert. Ca. 2.500 Kinder und Jugendliche sowie zahlreiche Erwachsene nutzen die optimalen räumlichen Bedingungen wöchentlich. Sie erhalten in verschiedenen Gruppen eine musikalische Grundausbildung und können später ein Instrument ihrer Wahl erlernen. Die Musikschule fühlt sich heute dem Gedanken der Inklusion verpflichtet. Von Anfang an werden Auftritte bei Veranstaltungen erprobt. Ca. 250 Auftritte werden im Jahr von der Musikschule gestaltet. Das ist viel für eine Stadt mit rund 168.000 Einwohnern. In der heutigen Wiesdorfer Musikschule arbeiten ca. 80 Lehrkräfte, die ca. 46 Orchester, Chöre, Ensembles und Bands leiten. Neben der Musikschule proben hier ebenfalls das Bayer Orchester sowie der Leverkusener Kinder- und Jugendchor und der städtische Chor.

Hubert Havenith war Lehrer an der Schule er absolvierte eine Zusatzausbildung für die Realschule und unterrichtete später am Stadtpark. Zugleich gründete er den städtischen Chor. Nachdem die Frauen 1918 die politischen Bürgerrechte erhieten wollte man sie in der Musikkultur gleichberechtigt beteiligen. Auch wollte man neue Bürger, wie Lehrer, Ärzte, Architekten usw. in die neue Stadtgesellschaft integrieren.

Die Gründung des Chors

Das Orchester bei der Probe

In Leverkusen wandelte man von Anbeginn an auf neuen pädagogischen Spuren.

Anekdote: Zeitzeugenbericht Hubert Havenith GESEHENES – GESCHEHENES
Die Gründung des Städtischen Chors Leverkusen

Handschriftliche Erinnerungen (aufgezeichnet 1949)
Auszug zusammengestellt zur Gründung des städtischen Chor Leverkusen

Bald nach meiner Übersiedlung nach Wiesdorf im Jahre 1910 fasste ich den Entschluss, einen gemischten Chor zu gründen. Warum einen gemischten Chor? Nun, der Männerchöre gab es in Wiesdorf übergenug. Ein gemischter Chor, der auch Frauen und Mädchen Gelegenheit zu aktiver musikalischer Tätigkeit geben sollte, war nicht vorhanden.

Das Vorhaben wurde durch den ersten Weltkrieg unterbrochen.

Nach Beendigung des 1. Weltkrieges waren die Verhältnisse in Deutschland nicht nur politisch, sondern auch kulturell vollkommen verändert. Bei den heimkehrenden Kriegsteilnehmern herrschte das Verlangen, die solange entbehrten Kulturgüter zu genießen. Das war kaum weniger der Fall bei denen, die zu Hause geblieben waren, denen aber kulturelle Betätigungen ebenso versagt geblieben waren. Die Revolution von 1918 hatte die Scheidewände zwischen den verschiedenen Ständen, wie sie vor dem Krieg bestanden hatten, niedergerissen, und auch der Arbeiter verlangte jetzt in verstärktem Maße, an den Bildungsgütern teilzunehmen. Überall entstanden Volkshochschulen, Volksbühnen, Laienspielschare und Volkschöre.

Angesichts dieser veränderten kulturpolitischen Lage war es an der Zeit, dass auch die staatlichen und städtischen Behörden und nicht zuletzt die kulturellen Führer des Volkes sich Gedanken darüber machten, was zu tun sei.

Eines war von vornherein klar, die Methoden der Vorkriegskultur mussten gänzlich geändert werden. Es war nicht damit getan, die Theater und Konzertdarbietungen entsprechend der vermehrten Nachfrage nun ebenfalls zu vermehren. An die Stelle des passiven Musikhörens musste die aktive Musikerziehung treten. Das Volk verlangte nach musikalischer Selbstbetätigung. Vor allem weite Kreise der Jugend wollten von dem überlebtem Konzertbetrieb nichts mehr wissen, sondern selbst musizieren. Es bildeten sich zahlreiche Wandervereine der Jugend, als erster der „Wandervogel“. Auf dem Marsch und an den Lagerfeuern wurde die Geige oder die Flöte gespielt, und es wurden Lieder zur Klampfe gesungen. Im Winter setzte man diese Betätigung in Stadt und Land fort. Es entstand eine neue Musikliteratur: Alte und zum Teil verschollene Vokal- und Instrumentalstücke des Mittelalters wurden neu bearbeitet, neue Kompositionen wurden freudig begrüßt, sofern sie jugendgemäß waren.