20. Norbert Kricke: Raumplastik

Norbert Kricke
1922 Düsseldorf – 1984
Raumplastik, 1959

Standort: Vor der Doktorsburg
Material: Edelstahlröhre

Mit dieser „Raumplasik“ war Norbert Kricke 1959 auf der Documenta II vertreten. Die Linien aus kleinen Industrieröhren, insbesondere das Verhältnis von Raum und gedanklich fortsetzbare Linien, bestimmen das Werk. Die zusammengeschweißten Röhren sind scheinbar in Bewegung, so wie die fallenden Mikadostäbe des Geschicklichkeitsspiels. Daher wird die beliebte Skulptur im Leverkusener Volksmund auch „Mikado“ genannt.

Mit seinen Raumplastiken wollte Kricke durch die Darstellung von Raum und Bewegung dem Menschen ein Gefühl von Freiheit vermitteln. Dabei arbeitete er mit neuen Materialien des Industrieanlagenbaus, z. B. Edelstahlröhren oder filigranem biegsamem Draht der Firma Mannesmann, mit der er eng kooperierte und in und vor deren Firmengebäude zahlreiche Kricke-Skulpturen stehen.

Norbert Kricke, der zusammen mit Beuys die Kunstakademie in Düsseldorf besuchte, gehört zu den wichtigsten nonfigurativen Nachkriegskünstlern in Deutschland. Seine Kunst unterscheidet sich jedoch diametral von Beuysʼ Werken. Die Entwicklung des Künstlers beschreibt Günter Grass in den „Häutungen der Zwiebel“: „In der Klasse des Bildhauers Enseling … stieß ich auf Norbert Kricke, der naturgetreu seinem Meister nacheiferte und lebendige nackte Mädchen in nackte Mädchen aus Gips verwandelte, bis er, nur wenige Jahre später, von seinen Nackedeis genug hatte und fortan mit dekorativ gebogenen Drahtskulpturen dem Zeitgeist zu Diensten war.“

Kricke war Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie. Seine Nähe zur Industrie wurde insbesondere von Beuys kritisiert.