Neulandpark

Der Neulandpark mit Wasserturm neugestaltet von Eberhard Foest im Hintergrund

Skulpturen chronologisch in der Wegefolge
Neulandpark, Wiesdorf, Manfort

Der Neulandpark wurde von 1990 bis 2005 für die Landesgartenschau neugestaltet. Zuvor war das rund 60 Hektar große Gelände eine ungesicherte Deponie, auf die in der Zeit zwischen 1923 und 1985 Abfälle der Stadt und des Bayerwerkes gebracht wurden. Die Landschaft, die wir hier sehen, ist im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgestaltet worden. Chronisten zeichnen im 17. Jh. dort, wo sich heute die Autobahnbrücke befindet, die Dhünnmündung. Durch mäandrierende Verläufe floss der Fluss später in die Wupper.

Diese tiefliegende, im Winter häufig überschwemmte Flusslandschaft wurde von den Wiesdorfer Bauern im Sommer als Viehweide benutzt. Mit der Ansiedlung von Bayer im Jahr 1892 und dem Wachstum von Wiesdorf wurde dringend Land für die expandierende Gemeinde benötigt. 1907 entstanden die ersten Deiche, die den Siedlungsbau der Kolonie Anna schützen sollten. Im gleichen Jahr verkauften die Bauern die Rheinauen an die Stadt.

Von 1890 bis 1914 expandierte Bayer und betrieb den Wohnungsbau für Mitarbeiter an der Dhünn im großen Stil. Einschränkend wirkte jedoch die Hochwassergefahr. Daher geht die Besiedlung mit der Eindeichung des Flusses einher.

Vor dem Ersten Weltkrieg wuchs die Gemeinde weitgehend ungeplant. Das änderte sich 1917 mit der Einstellung des Architekten Wilhelm Fähler, der ein Stadtentwicklungskonzept unter Einbeziehung der geografischen Bedingungen schuf. Die Dhünn sollte zu einem schnurgeraden Kanal mit Hafenbecken an der heutigen Autobahnbrücke A1 ausgebaut werden. Zwischen der Kolonie Anna und dem Fluss sollte ein Freizeitpark für die Bevölkerung auf dem heutigen Areal des Neulandparks entstehen. Es kam jedoch anders.

Fählers Planungsentwurf Dhünnkanal

Das Freizeitpark- und Kanalkonzept scheiterte aus Kostengründen. Angelegt wurde ab 1923 eine ungesicherte Deponie. Die Stadt stellte das Gelände zur Verfügung, Bayer erschloss die Deponie und das Chemiewerk und die Stadt entsorgte hier den Müll. Das eingesparte Geld wurde von der Stadt in den Schulbau am Stadtpark gesteckt.

So stapelte sich eine Mischung von Hausmüll, Bauschutt und Chemiemüll, aufgestapelt zu einem toxischen Berg, dessen Brisanz lange nicht zur Kenntnis genommen wurde. Erst Mitte der 1980er-Jahre wurde in Folge einer Umweltprüfung dringend Handlungsbedarf gesehen. Die Gefahrenabschätzung ergab, dass das Eindringen von Niederschlagswasser oder Hochwasser sowie der Kontakt von Menschen zum Boden und der kontaminierten Bodenluft unterbunden werden musste.

Von 1995-2000 wurde eine 3,6 km lange und zwischen 30 und 40 m tiefe Abdichtungswand gebaut. Die Deponie packte man in dichte Folien und brachte zum Schluss eine 2,5 m dicke Erdschicht zur Gestaltung des Parks auf. 2005 fand die Landesgartenschau NRW im aufwendig sanierten Gelände des Neulandparks statt. 75 % der Kosten wurden von der Bayer AG und die übrigen 25 % von der Stadt Leverkusen getragen.

Vom Rhein aus gesehen hat die Stadt ein neues, grünes Gesicht mit Rheinpromenade und Schiffsanleger bekommen. Leverkusen war bis dato kurioserweise eine Stadt am Rhein lediglich mit Industrie und Deponie, aber ohne Rheinpromenade.

Der Neulandpark war stets auch ein Projekt der Bürger. 5000 Holzstauden wurden im Rahmen der Gartenschau entlang der Autobahn gepflanzt, als Schutz vor Lärm und Luftverschmutzung. Bürger stifteten viele Bäume (1041 Solitärbäume), 150 qm2 Rasen wurden eingesät und 23 000 Sträucher, 96 000 Stauden sowie 85 000 Blumenzwiebeln in die Erde gebracht. An der Pflanzaktion haben viele Menschen tatkräftig mitgewirkt.

Auch wenn das Geld um 2000 in Leverkusen knapp war: Für die Bürger wurde der Neulandpark ein Symbol für eine gute Zukunft. Nach den Insolvenzen von AGFA, Dy Star und Wuppermann gingen Arbeitsplätze verloren, die Stadt rutschte in die Zwangsbewirtschaftung. Mit dem Neulandpark und der Umgestaltung der Dhünnaue wurde ein Zeichen für eine neue Stadtgestaltung gesetzt, zu der nun auch wieder Kunst im öffentlichen Raum gehörte.

Pfahlsitzer
Spielplatz „Das große Kuddelmuddel“
Dino

Die AG Leverkusener Künstler gestaltete ein Symposium für die Skulpturenkunst im Park. Die Künstler steuerten zur Neugestaltung des Parks ihre Kunstwerke bei. Sie verpflichteten sich sogar diese Werke instand zu halten. Besonders die aus Industriemüll und Abfall gestalteten zeitgenössischen Werke passen thematisch gut zum Park, der mittlerweile zu einem der beliebtesten Orte in Leverkusen geworden ist. Die Vielfalt der Skulpturen zeigt auch: Leverkusen hat mittlerweile viele regional und überregional bekannte Künstler hervorgebracht.

Vor diesem Hintergrund des hohen bürgerschaftlichen Engagements für Pflanzen, Kunst und urbane Stadtgestaltung ist verständlich, dass die Leverkusener Bevölkerung sich sehr um die Eingriffe des Brückenbaus und der Autobahnerweiterung sorgte.

Die sichere Folie um die toxische Müllmischung musste für die Verkehrsplanung wieder geöffnet werden. Zahlreiche von der Bevölkerung gestifteten Bäume wurden wegen der Autobahnverbreiterung gefällt. Der von der Leverkusener Bevölkerung geforderte Tunnel zugunsten der Natur, der Atemluft und der Lebensqualität von Menschen wurde von Seiten des Verkehrsministeriums abgelehnt. Auch einige Kunstwerke mussten wegen des Bauvorhabens umziehen. Doch auch wenn die Lärm- und Luftbelastung in dem beliebten Freizeitpark durch die Autobahn höher wird, ist der Neulandpark nach wie vor einer der Leverkusener Erholungs- und Lieblingsorte. Die Skulpturen tragen dazu bei.