Künstlerportrait Friedel Engstenberg

Skulptur Rheinpforte 2005, Stahl, verzinkt und lackiert, 250 x 240 x 240 cm, Neulandpark

Friedrich Engstenberg (genannt Friedel)

Künstler
lebt und arbeitet in Leverkusen

 

Dreiecke, Rechtecke, Kreise, die Elemente sind nur an einzelnen Punkten miteinander verbunden. So wirken die Stahlteile in Friedrich Engstenbergs Stahlplastiken leicht und fließend, trotz der Schwere des Arbeitsmaterials.

Verschiede Elemente eines Ausschnitts werden mit Fundstücken kombiniert. Oft finden wir räumliche Eingrenzungen durch Stahlrahmen, die dann durch gestalterische Elemente den Raum durchbrechen und Perspektiven schaffen, so die rot angestrichene Rheinpforte vor der Kulisse der Leverkusener Autobahnbrücke. Die Brücke und das Kunstwerk ergänzen sich wirkungsvoll. Nach Aussagen des Künstlers war das allerdings „Zufall“.

Die Werke werden teilweise aus Skizzen durch Zuschnitt umgesetzt. In anderen werden Fundstücke („Abfallverwertung“) verarbeitet. Oft kommen sie aus dem handwerklichen oder industriellen Bereich. Ribbelbleche, Rohre, T- Eisen, Schrauben und sonstige Elemente sind die Ausgangselemente des künstlerischen Schaffens. Tiere wie Stiere, Mäuse oder Eulen oder Menschen in Aktion, z. B. Tänzer oder Trommler, entstehen. Zuweilen erscheinen die Werke in monochromen Farben, wie die Rheinpforte. Andere sind in Stahl belassen und entwickeln durch Rost eine changierende Wirkung. Viele Objekte sind zunächst als kleine Plastiken zum Aufstellen im Haus und Garten entstanden. Einige wurden nach den Modellen in große Werke weiterentwickelt, wie die Skulptur „Konversation“ vor dem Forum. Weitere Figuren stehen vor dem Künstlerbunker in Opladen. Hier hat Friedrich Engstenberg sein Atelier.

Mit der Skulptur „Konversation“ vor dem Forum wird der Künstler Engstenberg selbst geehrt. Auf eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft Leverkusener Künstler und mit Unterstützung der Vorsitzenden des Betriebsausschusses Kultur Stadt LEV, Roswitha Arnold, fand man Sponsoren (AVEA, Chempark, EVL, Sparkasse Leverkusen, Bürgerstiftung und die Paeschke Unternehmensgruppe stellten die Mittel von insgesamt 20 000 Euro bereit).

Das Kunstwerk ging als Sachspende in das Eigentum der Stadt über. Die Bezirksvertretung I hatte als zuständiges politisches Gremium dem Projekt zugestimmt. Nachdem die Stadt Leverkusen fast 20 Jahre sehr sparen musste, ist wieder eine Großplastik im öffentlichen Raum aufgestellt worden.

Skulptur „Konversation“ vor dem Forum Leverkusen 2020, Stahl, Höhe ca. 350 cm
„Don Quichotte“
„Gewitter über dem Wald“ 2020

Der Künstler Friedrich Engstenberg

Quelle: „Skulptur – Friedrich Engstenberg“, Leverkusen 1999

Friedrich Engstenberg wurde 1933 in Leverkusen geboren. Er entstammt einer Handwerkerfamilie, in der stets auch das Künstlerische und Kreative gepflegt wurde. Aufgewachsen in der Zeit des Nationalsozialismus, erlebten junge Menschen seiner Generation einen künstlerischen Kahlschlag.

Plastisches Arbeiten war in der jungen bundesdeutschen Republik zunächst kaum angesagt. Die bildhauerische Sakral- und Denkmalkunst knüpfte nach 1945 zunächst an figurale Darstellungen der Vorkriegszeit an. Nur wenige Künstler bezogen sich auf die Gestaltung der neuen Sachlichkeit oder das Umfeld des Bauhauses aus den 1920er-Jahren. Klare Linien, Formen und Farben sowie Werkstoffe aus der Industrie wurden hier miteinander kombiniert.

Engstenberg studierte nach einer Ausbildung zum Maler und Stuckateur an der Werkkunstschule Köln bei Vordemberge, Gies und Gerster. Als Stuckateur arbeitete er u. a. an der Restauration des Spiegelsaals im Schloss Morsbroich mit. Dem Handwerk blieb er sein ganzes Berufsleben verbunden.

In der Freizeit entwickelte er einen eigenen künstlerischen Stil in der Metallverarbeitung. Die Aushilfsarbeit als Metallanreicher für Schmiede im Sensenhammer brachte ihn schon sehr früh zur Schmiedearbeit, die er im Laufe der Zeit künstlerisch weiterentwickelte.

Bereits Ende der 1960er-Jahre beschäftigte er sich mit Maschinenteilen und Rostspuren (Rostagen). In seinen Skulpturen, die seit 1963 ausgestellt wurden, kombiniert er Kreise, Rechtecke und Dreiecke miteinander. Für die Rostagen werden rostige Eisenteile in Wasser und auf Papier gelegt. Es bilden sich Formen der Rostspuren ab, die durch Farben und Fixierungen weiterbearbeitet werden. 1970 erhielt er den Förderpreis des Kunstvereins Neapel.

Die von Engstenberg vertretene Ausdrucksform der Installation mit erweiterten Möglichkeiten der räumlichen Darstellung wurde durch neue Techniken des Bau- und Ingenieurwesens möglich. Insbesondere das Verbinden durch Löten und Schweißen schuf neue künstlerische Ausdrucksformen. Plastiken ließen sich räumlich öffnen, die Verbindung unterschiedlicher Materialien aus dem Industriebau wurde möglich. So korrespondieren die Skulpturen wie die Rheinpforte mit der Umgebung. „Dynamik entsteht durch die Gliederung geschlossener Flächen mit und der sie konterkarrierenden linearen Schwünge, Bögen, Kurven, Diagonalen, die den Raum umschreiben, ohne ihn zu verdrängen.“ (Friedrich Engstenberg plastische Arbeiten, von Jutta Schmücking, Hg. Edition Künstlerbunker, 2009)

Auch die Eigenschaften des Materials werden vom Künstler genutzt. Rost zeigt zuweilen malerische Strukturen, Farben, insbesondere Rot, Blau, Grün, Gelb und ein kühles Grau geben einzelnen Elementen der Skulpturen eine besondere Bedeutung.

Engstenberg ist das letzte noch lebende Mitglied der BOBO-Künstlergruppe in Leverkusen. BOBO war eine überregional bedeutende Aktions- und Performance-Künstlergruppe der 1960er-1970er Jahre. Kunstwerke der Gruppe BOBO wurden schon bei der Gründung des Museums Morsbroich ausgestellt. Lange bewahrte er ein Archiv zu den Aktivitäten in seinem Kelleratelier zu Hause auf. Das Hochwasser hat 2021 alles vernichtet.

Friedel Engstenberg ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Leverkusener Künstler und über 20 Jahre Mitglied der Ateliergemeinschaft Karlsbunker. Im Jahr 2011 erhielt er den Kurt-Lorenz-Preis für sein bildhauerisches Schaffen und sein Engagement für das kulturelle Leben in Leverkusen. Bis heute ist ihm der Austausch und Dialog mit anderen Künstlern im Bunker wichtig. Tatsächlich wirken in diesem Schaffens- und Ausstellungskontext mehrere Künstler kreativ und kooperativ zusammen.

Neben den Skulpturen entstanden zahlreiche Kleinplastiken aus extrem schweren Materialien wie Eisen und Eisenblechen, die ein Konvolut von abstrakten geometrischen Formen zu Verbündeten machen. Auf einem Video des Künstlerbunkers wird die Arbeit Engstenbergs dokumentiert.